Produktion: avanti media plus
Regie: Edda Baumann-von Broen
Jahr: 2019
Dauer: 52 Minuten
Durch die Nacht mit Anne Imhof und Matthias Lilienthal
Die scheue Performance-Künstlerin Anne Imhof, bekannt geworden durch ihre preisgekrönte Performance „Faust“ bei der Biennale in Venedig 2015, trifft den scheidenden Intendanten der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal. Während Imhof hinter ihrer Kunst verschwindet, hat Lilienthal, der sein Theater zu wichtigen Auszeichnungen führte, durch seine Vision eines Stadttheaters öffentlichen Zorn auf sich gezogen: „Ich war der meistgehasste Mensch in München und das wurde mir auch zweimal in der Woche auf der Straße laut schreiend mitgeteilt.“
Der Abend beginnt in den Münchner Kammerspielen, wo Anne Imhof eine visuell spektakuläre, aber etwas unberechenbare KI-Installation betritt und ein mysteriöses Orakel erhält. Danach zieht es die beiden ins Olympiastadion, wo man dem Ideal von heiteren Spielen baulich sehr nahekam, bis ein Attentat die Vision brutal zerstörte. Imhof ist begeistert von dem offenen Dach, während Matthias fast melancholisch über seine letzte große Inszenierung an den Kammerspielen spricht, die auch im Olympiastadion hätte spielen sollte. Beim Essen im Shibuya Fried Chicken Imbiss des Sterne-Kochs Tohru Nakamura konstatieren die beiden, dass die Dinge nach der Pandemie nicht mehr so sein werden wie vorher und dass der Tod in die Gesellschaft zurückgekommen sei.
Danach geht es in die Kunsthalle München, in der die Ausstellung Thierry Mugler: Couturissime auf sie wartet. Lilienthal, der nicht nur äußerlich der Mode trotzt, ist skeptisch, während sich Imhof auf die Ausstellung und einen weiteren Gast freut – die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter. Mutter berichtet, dass sie ihr geplantes Sabbatical in 2021 zurück in dieses Jahr verschoben hat, um die jetzt abgesagten Konzerte im nächsten Jahr spielen zu können. Lilienthal erzählt, dass auch sein nächster Job, ein Festival im Libanon leiten, nicht stattfinden wird. Einzig Anne Imhof, die eine Einladung des Palais de Tokyo in Paris bekommen hatte, das gesamte Haus nach ihren Vorstellungen zu bespielen, freut sich über die Verschiebung ins nächste Jahr. Lilienthal kann das nicht nachvollziehen. „Ich will immer alles ganz schnell machen,“ erklärt er, während Imhof konstatiert, dass sie für alles viel Zeit braucht. Anne-Sophie Mutter beschwört die Kraft der Kunst und erinnert daran, dass der Kampf gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeit unterstützt werden muss.