Tall Girls
Inhalt
Tall Girls
Tall Girls – eins davon bin ich. Ich bin Filmemacherin und 1,86m groß. Fünf Jahre habe ich gebraucht, um diesen Film wirklich zu machen. Warum? Weil ich – wie alle großen Frauen bisher nicht gern darüber geredet habe, wie es sich wirklich anfühlt, so groß zu sein. Mit diesem Film gehen wir an die Öffentlichkeit. Das Leben ab 1,85 ist anders. Egal, ob Du Model bist, Basketballerin oder ein völlig normales Leben führst. Hier oben gelten andere Regeln.
Tiiu und Michelle sind Top-Models und zu groß für ihren Job. Arianne hat eine Mutter, die ihre Größe nicht mag. Sarah lässt sich operieren, um nicht 1,90m zu werden, Lea nimmt Hormone, die für Kinder nicht zugelassen sind. Lisa ist zwei Meter groß und könnte ein Basketball-Star werden, wenn sie sich sehr anstrengt. Aber sie möchte lieber ein richtiges Mädchen sein.
Das Internet ist voll von Mädchen, die an ihrem Wachstum verzweifeln und bereit sind, alles zu tun, damit es endlich aufhört. Jeder Kinderarzt hat heutzutage eine Größentabelle an der Wand hängen, an der man von klein auf erkennen kann, ob man normal ist oder nicht.
Aber was ist eigentlich normal? Jede Norm ist ein Durchschnittswert aus vielen Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dieser Norm exakt entspricht, ist sehr gering. Trotzdem wachsen wir in einer Gesellschaft auf, in der uns vielfach über unsere Familie und unser Umfeld sehr deutlich vermittelt wird, ob wir reinpassen oder nicht. Besonders als Mädchen. Groß, laut und selbstbewusst – besser nicht.
Dabei werden wir oft das, was andere in unseren Körpern sehen. Tiiu, Michelle, Arianne, Sarah, Lea und Lisa zeigen in diesem Film, wie sie leben, was sie fühlen und wie sie mit ihrer Größe umgehen. Und was ihre Größe aus ihnen gemacht hat.
Manchmal ist es zum Weinen, oft zum Lachen, vor allen Dingen aber verliebt man sich in diese Tall Girls, die ganz offen zeigen, wie schwer und gleichzeitig befreiend es sein kann, neben der Norm zu leben.
PRESSE
In einem Artikel in der Fachzeitschrift “Betrifft Mädchen” schreibt TALL GIRLS-Regisseurin Edda über ihr Leben als große Frau und die Arbeit am Film.
Es könnte so schön sein: Die Prinzessin streift durch den Zauberwald auf der Suche nach dem Prinzen. Da kommt er auch schon angeritten, lächelt sie an – und seine Augen wandern nach oben. Die Prinzessin ist viel größer als er, er kann sie nicht mal aufs Pferd heben! So stand das nicht im Märchen. Aber dies ist auch kein Märchen, sondern ein Zeichentrickfilm, der eine für große Mädchen sehr reale Geschichte erzählt. Edda Baumann-von Broen, selbst 1,86 Meter, eröffnet mit der kurzen Animation ihren Film „Tall Girls“, der am Donnerstag in die Kinos kommt. …
Protagonistinnen
Michelle Buswell
Model, 188 cm (6’2″)
Die Wahl-New Yorkerin wurde 1983 in Florida geboren und zierte bereits mehrfach Cover der ELLE, Marie Claire sowie Kampagnen von Versace, Chanel und Dior. Modemacher Jean-Paul Gaultier kürte die lebhafte Michelle sogar zu seiner Muse. Gemeinsam mit Tiiu teilt sie sich den Platz des größten Models in der Brache, die beiden Frauen sind zudem beste Freundinnen.
Arianne Cohen
Autorin, 189 cm (6’2″)
Die ehemalige Nationalschwimmerin und Harvard-Absolventin schreibt neben einer Kolumne in der New York Times regelmäßig für die ELLE, The Guardian und die VOGUE. 2009 erschien ihr Buch “The Tall Book”, eine Enzyklopädie für große Menschen, in der Arianne versucht zu ergründen, warum einige große Menschen leiden während andere gut mit ihrer Größe klarkommen. Ihr zweites Buch “The Sex Diaries Project: What We’re Saying about What We’re Doing” erscheint 2012.
Lea
Schülerin, 181 cm (5’11”)
Mit 12 Jahren war Lea bereits 1,84m groß und damit, neben ihrer besten Freundin, das größte Mädchen der Schule. Damals wurde ihr eine Körpergröße von 1,95m vorausgesagt. Um ihr weiteres Wachstum zu regulieren, entschloss sich Lea, 2008 für eine Behandlung mit dem synthetischen Hormonpräparat Sandostatin. Mit 1,88m ist Lea heute ausgewachsen. Derzeit verbringt sie ein Auslandsjahr in einer amerikanischen High School in Südtexas, wo sie wieder einmal das größte Mädchen der Schule ist.
Tiiu Kuik
Model, 188 cm (6’2″)
Obwohl sie bereits mit 14 Jahren als Model entdeckt worden ist, hatte die gebürtige Estländerin auf Grund ihrer Größe zunächst Schwierigkeiten, Aufträge zu bekommen. Ihren Durchbruch feierte sie schließlich in Mailand, wo Tom Ford ihr Potential erkannte. Er markierte ihre Größe auf einer weißen Wand und verkündete, dass ab sofort jeder in seiner Show so groß sein sollte wie Tiiu. Seitdem gehört die heute 24jährige zu einem der erfolgreichsten Models der Brache und läuft zwischen New York und Paris auf allen bedeutenden Laufstegen. Tiius Erfolg löste einen kurzlebigen Trend der extrem großen Models aus, von welchem auch Topmodels wie Julia Stegner und Michelle Buswell profitierten.
Edda
Regisseurin, 186 cm (6’1″)
Als ich 2005 mit den Vorbereitungen für Tall Girls anfing, war es mir ein bisschen unangenehm, über so etwas Persönliches wie meine Größe öffentlich zu sprechen. Heute weiß ich, dass es vielen großen Frauen so geht – gerade auch den öffentlich erfolgreichen. Als Frau sehr groß zu sein, ist eine komplizierte Sache, und man möchte nicht auf seinen Körper reduziert werden.
Anna
Schülerin, 156 cm (5’1”)
Mein Name ist Anna und ich bin 11 Jahre alt. Ich bin groß (1.67m)! Ich bin froh, das ich groß bin, kein Mensch will, glaube ich, ein Erdmuckel sein. Ich finde es toll, dass meine Mutter einen Film übers Großsein gemacht hat. Weil ich ja auch in dem Film mitspiele, kann ich anderen Menschen offen sagen, dass groß zu sein toll ist und man nichts an sich selbst verändern muss! Weil ich so groß bin, spiele ich Volleyball. Dieser Sport macht mir sehr viel Spaß, weil ich mit anderen großen Mädchen zusammen sein kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn meine Mutter mit ihrem Film etwas bei Mädchen, die sich zu groß finden, erreichen kann.
Sarah
Schülerin, 177 cm (5’10”)
Durch einen Eingriff, der die Knochenbildung in den Kniegelenken beendet, hoffte Sarah 2009, einige Zentimeter an Körpergröße einzusparen. Ärzte hatten der damals 12jährigen eine Körpergröße von über 1,90m vorausgesagt. Nach der Operation ist Sarah weitere sechs Zentimeter gewachsen. Heute ist sie 1,83m. „Nach der Operation dauerte es einige mühsame Monate, bis ich das Knie wieder beugen konnte. Es war ziemlich schmerzhaft, aber jetzt funktioniert alles wieder. Es gibt viele Menschen die mit ihrer Größe zufrieden sind, ich gehör leider nicht dazu. Ich hasse es immer als die Starke zu gelten, nur weil ich groß bin, und immer für die blödesten Aufgaben gebraucht zu werden, nur weil sonst keiner drankommt. Auf die Frage:” Wie groß bist du?” antworte ich mittlerweile nur noch mit: “Groß.” Natürlich gibt es auch Sonnenseiten, wie bei einen Konzert, da kann man immer alles sehen. Man braucht nur für wenige Sachen einen Sessel um dranzukommen und du bleibst immer in Erinnerung der Menschen, was nicht immer gut ist. Der Film Tall Girls hat mir gezeigt, dass es noch Menschen da draußen gibt, die um einiges größer sind als ich und eigentlich werden die Menschen eh immer größer, also was soll’s.“
Lieke
Schülerin, 193 cm (6’3″)
Hallo, mein Name ist Lieke. Ich komme aus einem Land, das bekannt dafür ist, weltweit die größten Einwohner zu haben: die Niederlande. Da mein Vater über 2m groß ist, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich selbst auch groß werden würde. Über die Jahre hinweg wurde mein Wachstum beobachtet, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Ich wollte nie größer als 1,86m werden. Als die Ärzte mir dann eine Körpergröße von mindestens 1,96m prognostizierten, entschied ich mich für eine Hormontherapie. Leider habe ich die Tabletten nicht vertragen, also beschloss ich die Hormonbehandlung abzubrechen. Ein Freund erzählte mir dann von einer Knieoperation, die den Wachstumsschub in der Pubertät angeblich stoppen sollte. Das schaute ich mir genauer an. Letztlich ließ ich eine Kniebehandlung durchführen, die aber nicht wirklich geholfen hat. Heute bin ich 1,93m, und somit nur wenige Zentimeter von der Größe entfernt, die mir vorhergesagt worden war. Wie auch immer, all das beschäftigt mich nicht mehr. Das einzige Problem, das ich heute in Bezug auf meine Größe noch habe, ist Kleidung zu finden, die mir passt. Natürlich bin ich oft die Größte in meiner Umgebung, in der Schule, in Läden und an anderen öffentlichen Plätzen. Nach einiger Zeit fühlt es sich gar nicht mehr so sonderbar an. Es hat sogar seine Vorteile. Ich meine, jeder ist in der Lage, mich zu finden, und keiner wird mich je übersehen. Ich muss gestehen: Würde ich heute noch einmal vor der Entscheidung stehen, würde ich mich wahrscheinlich gegen eine Knieoperation entscheiden. Die Operation hat ihre Spuren hinterlassen, körperlich und kosmetisch. Aber, und das ist viel wichtiger, ich bin heute ziemlich glücklich mit meiner Größe, und ich denke niemand sollte sich einen Kopf über ein paar Zentimeter mehr machen.
Susie Orbach
Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und Autorin
Die Expertin analysiert die Darstellung und Wahrnehmung großer Frauen in der Gesellschaft. Sie untersucht unsere Vorstellungen von Schönheit und Andersartigkeit und stellt das Thema des Films in einen größeren gesellschaftskritischen Kontext.